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Fragile Vielfalt

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 Bevölkerungswachstum

Nach Angaben der UN hat die Weltbevölkerung im Jahr 2024 eine Größe von 8,2 Milliarden Menschen erreicht. Dieser demographische Druck führt zu einem steigenden Bedarf an landwirtschaftlich nutzbaren Flächen und Wohnraum auf Kosten von Naturräumen. In den Tropen sind die Regen- und Nebelwälder die am stärksten betroffenen Ökosysteme. Der Rückgang und die Fragmentierung von Waldgebieten bedrohen sowohl die Biodiversität als auch die Verfügbarkeit wichtiger natürlicher Ressourcen für den Menschen.

  Holzernte

Laut Daten von UNECE und der FAO sind weltweit nur 11 % der Wälder und 30 % der forstwirtschaftlichen Erzeugnisse durch Nachhaltigkeitszertifikate wie PEFC und FSC abgedeckt. Rund 60 % des exportierten Tropenholzes stammt aus illegalem Einschlag. Hochwertige Möbel aus Mahagoni, das in der Nautik verwendete Teakholz und Ebenholz, ein Rohstoff für einige Luxusgüter, sind nur einige der bekanntesten Beispiele für unregulierte Holzgewinnung.

  Medizin und Wald

Die größte Apotheke der Welt ist die Regenwaldflora. So basieren mehr als zwei Drittel der heute bekannten Krebsmedikamente auf Molekülen, die in Pflanzen aus diesen Wäldern entdeckt wurden. Die Zahlen sind alarmierend: Nur schätzungsweise 1 % der tropischen Pflanzenarten sind erforscht, während jedes Jahr Hunderte von Arten aussterben, bevor sie überhaupt entdeckt werden.

  Ureinwohner und Wald

Die noch unberührten Regenwaldgebiete sind die Heimat indigener Gemeinschaften. Diese Bevölkerungsgruppen nutzen den Wald nachhaltig – ihre Jagd- und Sammelpraktiken sowie ihre Methoden der Land- und Viehwirtschaft ermöglichen eine verantwortungsvolle Nutzung der natürlichen Ressourcen dieser Regionen. Trotz der Anerkennung ihres Beitrags zur Erhaltung der Biodiversität bleibt der Kampf um die Rechte an indigenem Land und gegen die Ausbeutung natürlicher Ressourcen eine drängende Herausforderung.

   Tierhaltung und Wald

Die Tierhaltung, insbesondere die Rinderzucht, ist für 41 % der weltweiten Entwaldung verantwortlich, das sind 2,1 Millionen Hektar pro Jahr. Im Amazonasgebiet werden mehr als 80 % der gerodeten Flächen in Weideland oder Sojaanbau für Tierfutter umgewandelt. 77% des produzierten Sojas wird an Tiere verfüttert. Die EU importiert Fleisch und Soja aus gefährdeten Gebieten und trägt damit zum Verlust der Tropenwälder bei.

   Bergbau und Wald

Zwischen 2001 und 2020 gingen durch den Bergbau weltweit 1,4 Millionen Hektar Wald verloren, darunter 450.000 Hektar primärer tropischer Regenwald. Besonders der Gold- und Kohlebergbau trägt erheblich zu diesem Verlust bei und ist für 70 % der abgeholzten Flächen verantwortlich. In Afrika betrifft die Ausweitung des Abbaus von Lithium, Kupfer und Seltenen Erden Regionen mit hoher Biodiversität und bedroht das Überleben vieler Arten.

 Biokraftstoffe

Biokraftstoffe gelten zwar als umweltfreundliche Alternative zu fossilen Brennstoffen, doch ihre Herstellung erfordert große Mengen an Ackerland, das entweder aus Waldflächen gewonnen oder dem Nahrungsmittelanbau entzogen wird. Die am weitesten verbreiteten Biokraftstoffe (aus Mais und Zuckerrohr) decken nur 3,6 % des Gesamtenergiebedarfs im Verkehrssektor, ein Anteil, der auf 15 Prozent steigen müsste, um die Klimaziele zu erreichen, was noch größere Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln hätte.

 Palmöl

Schätzungsweise 50 % der verpackten Produkte in Supermärkten enthalten Palmöl, ein vielseitiges und billiges Produkt, das auch als Biokraftstoff verwendet wird. Die Produktion von Palmöl hat jedoch einen hohen ökologischen Preis: Jede Stunde verschwinden bis zu 300 Fußballfelder Tropenwald, um Platz für Ölpalmenplantagen zu schaffen. Dies entspricht 7 % der weltweiten Entwaldung in den ersten zwei Jahrzehnten dieses Jahrhunderts.

  Entwaldung

Man schätzt, dass die Erde seit dem Ende der Eiszeit (in den letzten 10.000 Jahren) ein Drittel ihrer ursprünglichen Waldfläche verloren hat, weil sie gerodet wurde, um Platz für Ackerbau, Weideland oder menschliche Siedlungen zu schaffen und um Brennholz zu gewinnen. Die Entwaldung hat in den letzten drei Jahrhunderten stark zugenommen, betraf aber bis Mitte des 20. Jahrhunderts fast ausschließlich die Wälder der gemäßigten Zonen. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann die großflächige Zerstörung der Tropenwälder, die in den 1980er und 1990er Jahren ihren Höhepunkt erreichte. Auch heute noch erfolgt etwa 90 % der Entwaldung in den Tropen, was jährlich rund 10 Millionen Hektar betrifft (entspricht etwa 266 Fußballfeldern pro Minute). Die Hauptursachen sind die Umwandlung der Wälder in Acker- oder Weideland, Wanderfeldbau (auch bekannt als Slash-and-Burn), die steigende Nachfrage nach Bauholz sowie Brände.

 Waldfragmentierung

Die Waldfragmentierung, d.h. die allmähliche „Zerschneidung“ großer zusammenhängender Waldflächen, ist ein weit verbreitetes Phänomen. Sie wird meist durch menschliche Aktivitäten wie Abholzung, Landwirtschaft, Urbanisierung und Straßenbau verursacht, kann aber auch durch natürliche Ereignisse wie Brände oder Baumkrankheiten hervorgerufen werden. Die Schaffung von Diskontinuitäten wirkt sich negativ auf die Biodiversität aus, da sie die Verfügbarkeit von Lebensraum verringert, die Waldränder vergrößert (wo andere Bedingungen herrschen als im Waldinneren), die Bewegungsfreiheit von Wildtieren einschränkt oder verhindert und die Anfälligkeit des Waldes für das Eindringen/die Invasion fremder Arten mit negativen Auswirkungen erhöht.

 Bushmeat und Wilderei

Der Begriff „Bushmeat“ bezeichnet das Fleisch von Wildtieren, das in den Wäldern gefangen und für den menschlichen Verzehr genutzt ist. Für die Menschen, die am Rande oder innerhalb der Wälder lebten, war das Sammeln von Wildtieren schon immer eine gängige Praxis. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Menge des konsumierten Fleisches und die globale Nutzung jedoch deutlich erhöht. Das liegt unter anderem an wachsender Bevölkerung, fortschrittlicheren Jagdmethoden mit besseren Waffen und einer leichteren Zugänglichkeit zu früher schwer erreichbaren oder abgelegenen Waldgebieten.

Illegales Töten zur Nahrungsbeschaffung ist eine der Hauptursachen für den zahlenmäßigen Rückgang von Wildtierpopulationen (Defaunation), insbesondere bei bedrohten und großen Arten. Der Verzehr von Bushmeat setzt unsere Spezies auch dem Kontakt mit Viren und anderen Krankheitserregern aus, für die Wildtiere Wirte sein können.